Silvesterchlausen im Appenzellerland

Ein uralter Brauch

Im Appenzellerland feiern wir die Jahreswende gleich zwei Mal: Nach dem gregorianischen Kalender am 31. Dezember und nach dem julianischen Kalender am 13. Januar. An den genannten Daten sind die Silvesterchläuse unterwegs. Dabei unterscheidet man zwischen schönen, wüeschten und schö-wüeschten Chläusen. Letztere sind auch als Naturchläuse bekannt. Die Schönen tragen kunstvoll gestaltete Kopfbedeckungen mit Szenen aus dem bäuerlichen Leben, die in liebevoller Handarbeit in hunderten von Freizeitstunden angefertigt werden. Die Wüeschten und Schö-Wüeschten bestechen durch kunstvolle, wild geschmückte Hüte, Hauben und Masken. Vom frühen Morgen an sind die Silvesterchläuse unterwegs, ziehen von Haus zu Haus und wünschen mit andächtigem Gesang und lüpfigen Zäuerli allen «es guets Neus». Am Abend sind sie bis Mitternacht in den Wirtschaften unterwegs.

Wenn der 31. Dezember oder 13. Januar auf einen Sonntag fällt, wird am vorangehenden Samstag geklaust.

Fakten

Datum 31. Dezember 2024
(Neuer Silvester)
13. Januar 2025
(Alter Silvester)
Ort diverse Gemeinden im Appenzeller Hinterland und Mittelland
Dauer Vom Morgengrauen bis in die Nacht hinein
Teilnehmer Männer, Buben und seltener auch Mädchen

Silvesterchlausen

Wann findet das Silvesterchlausen 2024/25 statt?

Im Appenzellerland feiern wir die Jahreswende gleich zwei Mal: Nach dem gregorianischen Kalender am 31. Dezember und nach dem julianischen Kalender am 13. Januar.
Fallen die Daten auf einen Sonntag, so wird am Tag davor gechlaust. Im 2024 / 2025 wird somit am Dienstag, 31.12.2024 und am Montag, 13.01.2025 gechlaust.

Zuletzt aktualisiert am 15.01.2024 von Celina Bernhart.

In welcher Form findet das Silvesterchlausen 2024/25 statt?

Auch in diesem Jahr werden Silvesterchläuse im Appenzellerland AR von Hof zu Hof und Haus zu Haus ziehen, um den Hausherren und Hausherrinnen die Neujahrswünsche zu übermitteln. Beim Silvesterchlausen handelt es sich daher nicht um einen zeitlich festgelegten Umzug.

Der «Strech» (Route) der «Schuppel» (Chlausen-Gruppen) wird nie bekanntgegeben. Genau diese Ungewissheit macht die Magie dieses Brauchtums aus.

Zuletzt aktualisiert am 15.01.2024 von Celina Bernhart.

Welche drei Arten von Silvesterchläusen gibt es im Appenzellerland?

Schöne, Wüeschte, Schö-Wüeschte

Die «Schöne» verzieren ihre Hauben und Hüte mit tausenden von Kunstperlen sowie mit selbst gemachten, meist geschnitzten Figuren, die Szenen aus dem bäuerlichen Alltag, dem heimischen Brauchtum, dem Handwerk, des täglichen Lebens oder spezielle Bauten darstellen.

Die «Wüeschte» haben furchterregende Masken aus Tannenreisig, Stechlaub, Stroh, Fellen oder anderen Gewächsen von Hof und Wald, bestehen oft auch aus Hörnern, Tierzähnen und vielem mehr.

Die «Schö-Wüeschte» verwenden zwar wie die «Wüeschte» hauptsächlich Naturmaterialien für ihr Groscht, dieses wird aber sehr kunstvoll und ornamental arrangiert.

Zuletzt aktualisiert am 15.01.2024 von Celina Bernhart.

Wie verhalte ich mich richtig?

Betrachten Sie die Silvesterchläuse aus respektvoller Distanz. Besonders vor privaten Häuser ist der Abstand und ein ruhiges und diskretes Verhalten wichtig. Sie dürfen die Chläuse mit einigen Metern Abstand fotografieren. Nach dem Zäuerli empfehlen wir einen Augenblick der Stille, um das Gehörte in Ihrem Inneren nachwirken zu lassen. Bitte verzichten Sie auf Applaus, äussern Sie stattdessen Ihre Anerkennung mit einem respektvollen «Bravo».

Geniessen Sie das Silvesterchlausen vor allem akustisch. Blitzlichter und Handylichter können von der mystischen, sinnlichen und klangvollen Stimmung ablenken.

Zuletzt aktualisiert am 15.01.2024 von Celina Bernhart.

Weshalb findet das Silvesterchlausen an zwei Daten statt?

Diese Besonderheit hat ihren Ursprung in der gregorianischen Kalenderreform. Ein konfessioneller Streit, der im 16. Jahrhundert ausbrach, als Papst Gregor XIII. den Julianischen Kalender verbesserte und anpasste. Die protestantischen Ausserrhoder weigerten sich, den neuen Gregorianischen Kalender anzuerkennen. Obwohl sich der neue Kalender durchsetzte, wird am 13. Januar, also nach dem Julianischen Kalender, immer noch Silvester gefeiert.

Zuletzt aktualisiert am 12.12.2023 von Celina Bernhart.

Wie lange gibt es diesen Brauchtum schon?

Das Brauchtum selbst, das zeitweise als Bettelbrauch praktiziert wurde, taucht 1663 erstmals schriftlich auf. Erste Hinweise auf eine Verkleidung findet man in einem Dokument von 1744. Es ist aber wohl älter. Manche verorten es im Nikolausbrauchtum in Nordfrankreich aber im Schellengeläut schwingt auch Heidnisches Blut mit.

Die «Schöne» sind erst seit dem 19. Jahrhundert unterwegs. Die «Schön-Wüeschte» sogar erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Zuletzt aktualisiert am 12.12.2023 von Celina Bernhart.

Wie viele Schuppel gibt es in den jeweiligen Gemeinden?

 

Urnäsch

Ca. 30 Schuppel (Erwachsene, Jugend- und Kinderschuppel)

Waldstatt

Ca. 30 Schuppel (Erwachsene)

Schönengrund

Ca. 8 - 10 Schuppel (Erwachsene, Jugend- und Kinderschuppel)

Schwellbrunn

Ca. 15 - 20 Schuppel (Erwachsene, Jugend- und Kinderschuppel)

Herisau

Ca. 24 Schuppel (Erwachsene, Jugend- und Kinderschuppel)

Hundwil

Ca. 14-17 Schuppel (Erwachsene sowie einige Kinderschuppel)

Bühler

Vereinzelte (aktuell ein Erwachsenen und ein Kinderschuppel bekannt)

Teufen

Ca. 5-7 Schuppel (Erwachsene, Jugend- und Kinderschuppel)

Stein AR

Ca. 13-15 Schuppel (Erwachsene, Jugend- und Kinderschuppel)

Speicher

2 Erwachsene- und 3-4Kinderschuppel

 

Zuletzt aktualisiert am 12.12.2023 von Celina Bernhart.

Wie reise ich an?

Wir empfehlen Ihnen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen. Es gibt direkte Verbindungen mit dem Postauto und den Appenzeller Bahnen von St. Gallen und Herisau aus. Bitte beachten Sie die aktuellen Betriebslage der Appenzeller Bahnen. Wenn Sie dennoch mit dem Auto anreisen, finden Sie diverse Parkmöglichkeiten.

Urnäsch

ÖV: Zug ab Gossau/Herisau oder Appenzell
Parkplatz: Kronenparkplatz, Beschilderung folgen für weitere Parkplätze ausserhalb des Dorfes

Hundwil

ÖV: Postauto ab Herisau und St. Gallen
Parkplatz: Schulhaus Mitledi, Säntis Metzgerei, Landsgemeindeplatz, Kirche (Ostseite), Ramsten, Befang

Stein AR

ÖV: Postauto ab Herisau und St. Gallen
Parkplatz: Appenzeller Schaukäserei, Appenzeller Volkskundemuseum Stein

Schönengrund

ÖV: Postauto ab Herisau und Brunnadern
Parkplatz: Zwischen Gemeindehaus und Mehrzweckanlage, oberhalb der Kirche

Waldstatt

ÖV: Zug ab Gossau/Herisau oder Appenzell
Parkplatz: Beschilderung folgen

Schwellbrunn

ÖV: Bus ab Herisau
Parkplatz: Halden und MZG Sommertal in Schwellbrunn

Herisau

ÖV: Zug ab St. Gallen, Gossau oder Appenzell
Parkplatz: Kiesplatz Ebnet, Kasernenareal, Sonnenberg Parkplatz Schwimmbad (es gelten die angeschlagenen Tarife), Gutenberg-Tiefgarage (Zufahrt bis 10:15 Uhr), Bahnhof-Dachgarage (es gelten die angeschlagenen Tarife)

Teufen

ÖV: Zug ab Trogen, St. Gallen oder Appenzell
Parkplatz: Tiefgarage Landhaus, Zeughausplatz

Zuletzt aktualisiert am 12.12.2023 von Celina Bernhart.

Warum sind die Zeitangaben und Routen nicht klar definiert und ohne Gewähr?

Beim Silvesterchlausen handelt es sich nicht um einen zeitlich festgelegten Umzug. Jede Silvesterchlausen-Schuppel (Gruppe) zieht von Haus zu Haus, jedes Jahr anders und nach ihrem eigenen Routen-Plan. Die Routen können vor allem bei schlechtem Wetter abgeändert oder verkürzt werden.

Zuletzt aktualisiert am 12.12.2023 von Celina Bernhart.